: Schwarz-gelbe Einheitsfront
Borussia Dortmund siegt nicht nur über den SC Freiburg. Fans, Mannschaft und Trainer schließen sich auch noch gegen das gemeinsame Feindbild zusammen: Großaktionär Florian Homm
AUS DORTMUNDDANIEL THEWELEIT
Ein gemeinsames Feindbild hat bisweilen einen bemerkenswerten Effekt. Es verbindet, man rückt zusammen und es fällt leichter, gemeinsame Kräfte in die gewünschte Richtung wirken zu lassen. So gesehen haben die unqualifizierten Aussagen des Großaktionärs Florian Homm aus der vergangenen Woche durchaus ihren konstruktiven Beitrag geleistet zu Borussia Dortmunds 2:0-Sieg gegen den SC Freiburg. Homm hatte über diverse Medien eine Trainerentlassung angeregt, ohne sich der Wirkung solcher Aussagen bewusst zu sein, wie es aus seinem Umfeld heißt.
Natürlich wurde daraus eine große Geschichte, zumal der Aktienhändler auch gleich noch den bevorzugten Nachfolger genannt hatte: Bielefelds Uwe Rapolder. „Ich lasse mich von Herrn Homm nicht wegschicken, nicht von einem Mann, der nicht in Dortmund wohnt, noch nie ein Spiel des BVB gesehen hat und mich nicht kennt“, hatte Bert van Marwijk diesen Überlegungen erwidert. Der 257. Akt des unendlichen schwarz-gelben Dramas mündete in einen Schulterschluss von Fans, Mannschaft und Trainer.
Denn die Anhänger empfinden ganz ähnlich wie van Marwijk, auch sie wollen sich nicht von diesem Mann regieren lassen, der selber zugibt, keine Ahnung von Fußball zu haben, der die Sonne Mallorcas genießt statt am herbstlich grauen Ruhrpottalltag teilzunehmen, und dem es nur darum geht, Geld zu verdienen. Es war rührend, wie die Zuschauer van Marwijk feierten, während der holländische Übungsleiter die Situation mit feuchten Augen ausgiebig genoss. „Das hat mir richtig gut getan“, sagte der 52-Jährige erleichtert, denn auch die Spieler bekannten sich zum Trainer. Sie rannten bis zur Erschöpfung, und der starke Sebastian Kehl meinte: „Innerhalb des Teams gibt es keine Probleme mit ihm. Wir stehen hinter dem Trainer und wollen noch möglichst lange mit ihm arbeiten“.
Spielerisch guten Fußball hatten sie jedoch nicht geboten. Zehn namhafte Spieler fehlten, und die schlechte Gesamtsituation fand auch diesmal ihre Entsprechung auf dem Platz. Es war Glück, dass der Spielplan für diesen Tag einen Gegner vorgesehen hatte, der in jedem Spiel eine Phase hat, in der er dem Gegner Tore einfach so schenkt. Im Westfalenstadion waren das gleich die ersten zehn Minuten. Markus Brzenzka durfte nach 150 Sekunden zum 1:0 einköpfen, und wäre die Dortmunder Rumpfelf etwas abgezockter gewesen, hätte man das Spiel gleich zu Beginn entscheiden können. Mit zunehmender Spieldauer und praktisch während der gesamten zweiten Halbzeit waren dann allerdings Kampf und Hingabe die einzigen Mittel, die der BVB entgegen zu setzen hatte. „Wir haben sensationell gekämpft, alles gegeben und toll gerackert“, lobte Torwart Roman Weidenfeller, der den Vorsprung mehrfach mit guten Aktionen rettete, bevor Ahmet Madouni das erlösende 2:0 gelang (81.).
Die Torschützen Madouni und Brzenska sicherten dabei nicht nur den Sieg, sie stehen auch für die Zukunft des Klubs in Zeiten der Konsolidierung. Mit einem Durchschnittsalter von 24,8 Jahren stand die jüngste Dortmunder Mannschaft seit 13 Jahren auf dem Platz, vielleicht muss man sich also gar nicht davor fürchten, wenn demnächst einige von den teuren etablierten Spielern abgegeben und durch Nachwuchskräfte ersetzt werden. Der Trend, auf den Nachwuchs zu setzen, scheint vom VfB Stuttgart über die Nationalmannschaft nun auch Dortmund erreicht zu haben. „Für uns junge Spieler ist das doch eine großartige Chance“, meinte der 20-jährige Brzenska, der sich zum Leistungsträger in der Defensive mausert und seinen Vertrag gerade bis 2006 verlängern durfte.
Der BVB entwickelt sich, und auch Florian Homm lernt dazu. Er hat erkannt, dass seine Äußerungen in der Trainerfrage nicht angemessen waren, „wir werden uns in Zukunft nicht mehr zu sportlichen Fragen äußern“, heißt es nun bei seiner Firma FM Fund Management. Wenn seine Aussagen indes so ein starkes „Wir-Gefühl“ hervorrufen, sollte er sich das ruhig noch Mal überlegen.